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Kultur und Geschichte in der Landeshauptstadt erlebt

Nach mehreren wegen der Corona-Pandemie erfolglosen Versuchen, das Staatstheater Stuttgart zu besuchen, konnten wir, die J 1/5 der Eduard-Spranger-Schule Freudenstadt, am 8. Juli 2022 gemeinsam mit den Lehrkräften Frau Michalek und Herrn Mareth Theaterluft schnuppern.

Die 1956 uraufgeführte tragische Komödie „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt wirkte auf uns überhaupt nicht „altmodisch“, denn die moderne Umsetzung gefiel uns sehr. Das Stück handelt von einer reichen Witwe namens Claire Zachanassian, die einst von ihrem Geliebten geschwängert, verraten und von ihrem Dorf verstoßen wurde. Später kehrt sie zurück und übt Rache, indem sie dem Dorf 1 Milliarde € verspricht, wenn ihr früherer Geliebter ermordet wird.

Die Schauspielerin Evgenia Dodina spielt in Stuttgart die Hauptrolle – teils spricht sie hebräisch. Das beeindruckte uns besonders in jenen Momenten, wenn sie ihre ganz persönliche – reale – Geschichte erzählt. Sehr emotional gibt sie Auskunft über ihre jüdische Familie, die in Osteuropa den Zweiten Weltkrieg, Vertreibung, Flucht erleben musste. Die Übertitel mussten schnell gelesen werden, um das besondere Schicksal der Hauptdarstellerin zu verstehen. Viel Unrecht hatte sie in ihrem Leben erfahren, jedoch hat sie nie Rache geübt – anders als es die Protagonistin des Stückes getan hat.

Am Nachmittag konnten wir frei entscheiden, was wir unternehmen: manche gingen in ein Restaurant, manche wollten shoppen, eine kleine Gruppe nutzte die Zeit für einen Besuch des Museums „Hotel Silber“. In der Nähe des Charlottenplatzes befindet sich das Gebäude, welches in der Zeit des Nationalsozialismus die Gestapo-Zentrale für Württemberg und Hohenzollern war.

Die Dauerausstellung zu Polizei und Verfolgung betrachtet das Ende der Weimarer Republik und die NS-Diktatur. Sie nutzt moderne Methoden und ist interaktiv aufgebaut.  

Besonders bemerkenswert war es für uns, an diesem Ort eher zufällig Parallelen zum Theaterstück „Der Besuch der alten Dame“ zu entdecken. Das Stück spielt im Nachkriegsdeutschland und die Hauptdarstellerin, eine Jüdin, erzählt im Theater von ihrer Familiengeschichte und der Flucht vor dem NS-Regime. Der Geburtsort der Schauspielerin wurde – das konnten wir im „Hotel Silber“ lesen -demnach von Gestapo-Männern aus Stuttgart besetzt und die Verfolgung der Juden dort in Weißrussland organisiert.

Ein interessantes Medium sind Interviews mit Zeitzeugen, die per Kopfhörer angehört werden können. Das wohl unbeschreiblichste Interview war eines aus den sechziger Jahren mit einem ehemaligen Gestapo-Mitarbeiter aus Stuttgart, der keine Reue zeigte und nur acht Jahre im Gefängnis war. Er erhängte Gefangene grundlos und folterte viele in den Zellen des „Hotels Silber“.

Das Museum ermöglichte uns, die Zeit der NS-Diktatur und die Nachkriegszeit intensiver zu reflektieren – die verschiedenen Ausstellungsobjekte hinterlassen bleibende Eindrücke.


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